Emely Grüter

Privat

Emely Grüter war während ihres Auslandsstudiums in Paris viel in der Stadt unterwegs

"Sich in Paris zurechtzufinden und einen Alltag zu etablieren, fiel mir überraschend leicht. Vom ersten Moment an habe ich mich zu Hause gefühlt, da die Stadt so pulsierend ist und man einfach Lust hat sich unters Volk zu mischen."

Emely Grüter hat mithilfe eines Stipendiums der Alexander Spohn-Stiftung in Zusammenarbeit mit der DAAD-Stiftung während ihres Studienaufenthaltes in Paris neue Impulse für ihr Studium erhalten.

Hier berichtet sie, was sie in- und außerhalb der École Spéciale d'Architecture erlebt hat:

Im Rahmen meines Bachelorstudiums im Fach Architektur habe ich das 5. und 6. Semester an der École Spéciale d’Architecture in Paris verbracht. Ein großes Interesse für die Stadt Paris und vor allem deren Architektur und Kunst- und Kulturgeschichte haben meine Entscheidung, meinen Auslandsaufenthalt hier zu verbringen, stark beeinflusst. Auch die französische Sprache auf ein neues Niveau zu heben war ein Grund für mich nach Paris zu kommen.

Sich in Paris zurechtzufinden und einen Alltag zu etablieren, fiel mir überraschend leicht. Vom ersten Moment an habe ich mich zu Hause gefühlt, da die Stadt so pulsierend ist und man einfach Lust hat sich unters Volk zu mischen. Mit meiner Wohnung hatte ich unglaubliches Glück. Ich habe ein kleines Studio im 6. Stock in einem alten Pariser Haus im zentralsten Viertel der Stadt gefunden. So hatte ich den ganzen Trubel direkt vor der Tür. Das konnte auch manchmal anstrengend und vor allem sehr laut werden, jedoch habe ich kein kulturell oder politisch wichtiges Event verpasst. Besonders die Präsidentschaftswahl 2022 und der französische Nationalfeiertag haben mich persönlich nochmal ganz anders mit Frankreich verbunden und mein politisches Interesse verstärkt. Genauso auch zur Europäischen Union, da Paris als eine der größten Städte der EU immer Ort für politische Diskussionen ist.

Das Nahverkehrsnetz ist sehr gut ausgebaut und auch wenn es in den U-Bahn-Stationen oft sehr chaotisch zugeht, bin ich stets gut und schnell ans Ziel gekommen. Das hat viel dazu beigetragen, so oft wie möglich neue Orte zu entdecken. Es gibt kaum ein Museum, das ich noch nicht mindestens einmal besucht habe. Das Angebot an Kunst in Paris ist einfach unglaublich und definitiv eins der Dinge, die mir am meisten fehlen werden. Neben der französischen Sprache habe ich daher am meisten über bedeutende Künstler und ihre Gemälde sowie die Architektur der Museen gelernt. Ein absolutes Highlight war beispielsweise die Verhüllung des Arc de Triomphe als letztes Werk des Künstlers Christo und seiner Frau Jeanne Claude.

Grüter Arc und Museum

Privat

Die Verhüllung des Triumphbogens und das Musée de l'Orangerie

Die Vielfalt an Architektur und Gebäuden bekannter Architekt*innen war ebenfalls sehr beeindruckend. Viele dieser Gebäude waren mir aus Vorlesungen oder eigenen Recherchen bereits bekannt und diese dann persönlich zu besichtigen war äußerst interessant und lehrreich. Auch auf Reisen innerhalb Frankreichs beispielsweise nach Le Havre, Marseille oder Poissy konnte ich so die bekanntesten Architekturen Le Corbusiers oder Oscar Niemeyers bestaunen.

Vor meinem Aufenthalt habe ich mich intensiv auf den Gebrauch der französischen Sprache vorbereitet. Ich muss aber zugeben, dass es gerade am Anfang meines Aufenthalts sehr schwierig war mich zu verständigen. Die Französinnen und Franzosen sprechen unglaublich schnell und benutzen viele Wörter und Redewendungen, die ich in der Schule und in Sprachkursen nicht gelernt habe. Es hat mich auch sehr überrascht, dass man mit Englisch tatsächlich auf großes Unverständnis trifft – insbesondere bei Gleichaltrigen. So hat es erstmal ein paar Monate gebraucht, bis ich den Anschluss zu französischsprachigen Kommiliton*innen knüpfen konnte und mich im Alltag problemlos verständigen konnte. Jetzt fühle ich mich allerdings schon sehr sicher und scheue keine spontanen Unterhaltungen. Ohne diese sprachlichen Fortschritte wäre es mir kaum möglich gewesen wahre Freundschaften mit französischen Mitstudierenden aufzubauen. In meinem Jahrgang gab es aber auch einige internationale Studierende und so konnte ich einen international gemischten Freundeskreis aufbauen, der sicher noch in Zukunft bestehen bleiben wird.

Den außerschulischen Alltag habe ich dann häufig mit besagten Freund*innen verbracht. Nach der Uni auf einen Apéro, ins Museum, auf Events oder für einen Tag an den Atlantik – es war wirklich nie langweilig. Ich hatte auch viel Besuch von Freund*innen und Familie aus Deutschland und konnte ihnen die Stadt aus meiner neu gewonnenen Perspektive zeigen.

An der Universität fanden alle Veranstaltungen von Beginn an in Präsenz statt. Das war schön nach der langen Zeit des Covid-bedingten Online-Unterrichts. Das erste Semester gestaltete sich jedoch um einiges schwieriger als erwartet. Das Projekt, welches wir entwickeln mussten, war äußerst umfangreich und neben der Sprachbarriere gab es auch organisatorisch einige Hindernisse. Die Administration läuft einfach etwas unorganisierter und „entspannter“. Es kann schon mal vorkommen, dass man eine Mail fünfmal versenden muss, bevor eine Antwort zurückkommt. Fachlich konnte ich ganz besonders im Fach Urbanistik und Landschaftsarchitektur viel Neues dazulernen und im Projekt direkt anwenden. Die Stadt Paris ist städtebaulich sehr interessant und ganz anders als die mir vorher bekannten Städte. Zu Beginn war viel Recherche und Analyse nötig, so habe ich viel über die Pariser Stadtgeschichte gelernt. Im zweiten Semester hat sich die Projektaufgabe auf eine kleine Stadt an der Loire bezogen. Auf einer Exkursion konnten wir diese besichtigen und unsere Ideen entwickeln.

Was mir besonders gut gefiel, war die direkte Zusammenarbeit mit den Professor*innen. Die Besprechungen liefen immer sehr sympathisch ab. Es war aber auch ab und zu etwas chaotisch, sodass beispielsweise Aufgaben nicht klar oder gar nicht kommuniziert wurden. Das war im ersten Moment verwirrend, hat aber auch dabei geholfen nicht immer alles so streng zu sehen und sich kreativ auf das Projekt einzulassen.

Mein Jahr in Paris ist für mich rückblickend eine der schönsten Erfahrungen, die ich je machen durfte. Ich habe neue Freundschaften gebildet, mein Französisch verbessert und viel Neues dazugelernt. Doch vor allem habe ich mich persönlich weiterentwickelt, ungewisse Situationen gemeistert und neues Selbstbewusstsein dazugewonnen. Ich bin unglaublich dankbar für die Unterstützung der DAAD-Stiftung, die mich in Kooperation mit der Alexander-Spohn-Stiftung gefördert hat. Paris ist wirklich zu meinem Zuhause geworden und ich werde in Zukunft noch oft hierher zurückkommen.

Stand: Juli 2022.