Dr. Gustav Winkler ist Stipendien-Pate bei der DAAD-Stiftung

Shifferman / DAAD

Dr. Gustav Winkler mit einem seiner Stipendiaten im Fachgespräch. Dr. Winkler besuchte im März 2016 das Technion in Haifa.

"Es geht mir darum, etwas von dem zurück zu geben, was ich selbst reichlich empfangen habe. Dabei hilft mir die DAAD-Stiftung.“

Lebhaft schildert Dr. Winkler die Motivation für seine Unterstützung der DAAD-Stiftung

Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Westdeutschland im Jahre 1965 bei mir damals keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Trotzdem habe ich mich fünfzig Jahre später entschlossen, die akademischen Beziehungen der beiden Länder durch Sprachkursstipendien für jährlich zwei israelische Studenten zu unterstützen.

Warum?

Mitte der 50er Jahre war ich junger Lehrling in einer süddeutschen Maschinenfabrik. Zu dieser Zeit wurden dort riesige Motoren gebaut, die für den Einbau in israelische Schiffe bestimmt waren. Die Bundesregierung unter Konrad Adenauer hatte in Gesprächen mit dem israelischen Premierminister Ben-Gurion Israel zugesagt, beim Aufbau einer Handelsflotte zu günstigen Bedingungen zu helfen. Unter den Arbeitern in meiner Fabrik war die Meinung hierzu geteilt; offen gesprochen wurde darüber aber zu dieser Zeit nicht. Und ich selbst hatte damals weder geschichtliche Kenntnisse noch ein politisches Bewusstsein.

Auch zehn Jahre später hatte ich ganz andere Sorgen als mich mit der Situation zwischen Israel und meinem Heimatland zu befassen.

Mein Ingenieursstudium in München ging dem Ende entgegen; es wartete nur noch die Diplomarbeit. Ein Jahr zuvor, im Sommer 1964, war ich drei Monate lang in England gewesen - zur einen Hälfte in einem Sprachkurs, zur anderen Hälfte im Praktikum in einer Fabrik für Luxuslimousinen. Jetzt, 1965, sollte sich diese Auslandserfahrung wiederholen, aber diesmal in Frankreich.

Die größte Mühe machte mir dabei die Finanzierung meiner Zeit im Ausland. Ich war auf die eigene Kraft angewiesen, aber diese Anstrengung hat sich gelohnt. Diese beiden Aufenthalte in fremden Ländern haben meinen späteren Lebensweg sowohl beruflich als auch privat entscheidend beeinflusst, weil sie den Weg für meine späteren beruflichen Tätigkeiten im Ausland geebnet haben.

Nach einem ereignis- und erfolgreichen Berufsleben, stellte sich mir 2015 eine neue Aufgabe. Mit - bildlich gesprochen - mehr Geld als noch verbleibender Zeit überlegte ich, wie ich strebsamen jungen Menschen den Zugang zu einer fremden Sprache in einem fremden Land, nämlich meinem, mit einer unbekannten Kultur, aber den gleichen Grundwerten ermöglichen könnte. Dabei war mir wichtig, jungen Studierenden diese Erfahrung zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass Geld keine unüberwindliche Hürde darstellt.

Dr. Gustav Winkler Deutschunterricht

Shifferman / DAAD

Dr. Winkler zu Gast im Deutschunterricht am Technion in Haifa, Israel.

Am schwierigsten bei meinen Überlegungen war wohl die Frage nach dem Herkunftsland der Sprachkursisten. Die Länder, in denen ich seinerzeit selbst gewesen war, schieden aus. Nicht, weil ich ihnen keine Dankbarkeit schulde, sondern weil sie zu den wohlhabendsten gehören. Nach einigem Nachdenken kam ich auf Israel, das sowohl reich an Kraft und Mut als auch immer wieder von außen bedroht ist. Ein Partner auf Augenhöhe und trotzdem der Hilfe anderer bedürftig. Ich will auch nicht verschweigen, dass es persönliche Gründe gibt, den Judenstaat (laut dem gleichnamigen Buch von Theodor Herzl) zu unterstützen.

Was die fachliche Verankerung „meiner“ Stipendiaten angeht, so liegt es nahe, dass ich als Ingenieur vorzugsweise MINT-Studierende fördern möchte. Nachdem all dies feststand, war noch der „Treibriemen“ zu finden.

Bedenkt man, dass der DAAD jahrelang meine Auslandsaufenthalte gefördert hat, so sollte das eigentlich einfach gewesen sein. Zunächst dachte ich aber an eine eigene Stiftung. Dafür hätte jedoch mein Kapital nicht annähernd ausgereicht. Schließlich stieß ich auf die DAAD‑Stiftung, die meinen Beitrag mithilfe des DAAD in zwei Sprachstipendien pro Jahr umsetzen konnte.

Dann ging alles ganz schnell. Innerhalb von Wochen war die Vereinbarung geschlossen. Bald darauf waren zwei hervorragende Kandidaten für die erste Vergabe des Dr. Gustav Winkler Stipendiums ausgewählt und ich hatte sogar das Vergnügen, kurz darauf einen der beiden Studierenden in Israel kennenzulernen; den anderen werde ich im Sommer in Deutschland treffen.

Zusammengefasst: Dank einer effizienten „Frauschaft“ in der DAAD-Stiftung, dem DAAD und seinem Netzwerks klappte alles wie am Schnürchen und alle meine Vorstellungen für die Realisierung eines von mir finanzierten Stipendiums haben sich bisher erfüllt.


Ich lege aber Wert auf die Feststellung, dass ich meinen Beitrag weder als eine Wiedergutmachung im Sinne Konrad Adenauers verstehe, wo aus meiner Sicht nichts mehr wieder gut gemacht werden kann, noch an eine „Wiedergutmachung“ an den DAAD verstehe, wo nichts wieder gut gemacht werden muss.

Ich versuche einfach, mithilfe der DAAD-Stiftung einen Teil von dem zurückzugeben, was ich reichlich empfangen habe. Mögen noch viele andere das ebenso sehen.