Rokia Abdelfattah

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Rokia Abdelfattah vor ihrem Institut an der Universität Freiburg

„Ich hatte das Glück, von der DAAD-Stiftung das Prof. Dr. Mahfouz Kassem Stipendium für einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Deutschland zu erhalten. In dieser Zeit konnte ich mich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich enorm weiterentwickeln. Es waren drei unvergessliche Monate und die beste Zeit meines Lebens.“

Die Ägyptische Pharmazeutin Rokia Abdelfattah forschte dank des Prof. Dr. Mahfouz Kassem Stipendiums an der Universität Freiburg um neue Wirkstoffe zu entdecken. Neben Ihrer naturwissenschaftlichen Forschung ging sie auch kulturellen Erkundungen in Baden-Würtemberg und Umgebung nach.

Sie teilt ihre Erfahrungen an Ihrer Gasthochschule sowie beim Entdecken Deutschlands und seiner Nachbarländer:

Ich möchte zunächst meinem Förderer Abdel Meguid Kassem, seiner Familie und der DAAD-Stiftung dafür danken, dass sie mir diese herausragende Erfahrung ermöglicht haben. Ich bin Master-Studentin an der German International University (GIU) und habe das Stipendium mit Unterstützung durch Prof. Tamer Ibrahim und Dr. Marwa Hany beantragt, die den Kontakt zu meinem Gastgeber, Prof. Stefan Günther, hergestellt haben. Ihnen allen bin ich ausgesprochen dankbar.

Meinen Forschungsaufenthalt mit dem Schwerpunkt computergestützte Studien absolvierte ich im Bioinformatik-Labor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zu meinen Aufgaben gehörten Docking-Studien mit chemischen Verbindungen, die ich bereits in Ägypten synthetisiert hatte, und dem Leishmaniose-Protein mithilfe des „Glide“-Moduls in Maestro Schrödinger. Dabei handelt es sich um eine Software, die in der computergestützten Chemie, für molekulare Modellierungen und in der Wirkstoffforschung eingesetzt wird. Mit dieser Software konnte ich die Bindungsaffinität dieser Verbindungen gegenüber dem Protein vorhersagen.

Abdelfattah Heidelberg Und Straßburg

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Links: vor dem Heidelberger Schloss            Rechts: Straßburg

Um die Wechselwirkung zwischen den untersuchten Stoffen und dem Targetprotein in Anwesenheit verschiedener Faktoren besser zu verstehen, führte ich für diese Stoffe Molekulardynamiksimulationen durch. Dafür verwendete ich Desmond, eine leistungsstarke Simulationssoftware, die in die Schrödinger-Suite integriert ist. Im Ergebnis konnte ich die Aktivität einiger Verbindungen rationalisieren.

In wöchentlichen Teamsitzungen mit meiner Forschungsgruppe, in der verschiedene Nationalitäten wie Deutschland, Jemen, Kamerun und Ägypten vertreten waren, tauschten wir uns über den aktuellen Stand unserer jeweiligen Forschungsthemen aus. Dieser Austausch half mir, meinen Horizont zu erweitern und neue Erkenntnisse über die computergestützte Forschung zu gewinnen.Dies war für mich besonders interessant, da ich in Ägypten hauptsächlich zur Synthese und Reinigung organischer Verbindungen forsche und weniger computergestützt arbeite.

Abdelfattah Heidelberg

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Ein Blick auf die Heidelberger Altstadt mit Schloss und Königsstuhl im Hintergrund

Außerdem kam es zu Kooperationen zwischen den Teammitgliedern hinsichtlich verschiedener Projekte und Tools. So nutzte ich beispielsweise das von einem Teammitglied entwickelte Tool „epharmlib“ für das Target-Fishing meiner chemischen Verbindungen.

Neben der wissenschaftlichen Arbeit möchte ich unbedingt die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft meiner Kolleginnen und Kollegen hervorheben. Sie standen mir immer zur Seite, wenn ich Unterstützung brauchte.

Nun zu meinem Aufenthalt in Deutschland und insbesondere in Freiburg, einer der schönsten Städte, die ich je gesehen habe. Die herrliche Lage direkt am Schwarzwald hat mich vollkommen begeistert. Auch die Natur und die Sauberkeit der Stadt haben mich fasziniert. Freiburg liegt bekanntlich nahe der Schweizer und französischen Grenze, sodass ich auch diese schönen Länder erkunden konnte. Ich war in mehreren Städten zu Gast, darunter Basel, Zürich, Straßburg und Colmar. All diese Städte haben ein reiches kulturelles und historisches Erbe. Ich habe es sehr genossen, durch Altstädte zu spazieren, am Rhein zu sitzen und eine Bootstour durch La Petite Venise zu machen.

Abdelfattah Schwarzwälderkirsch

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Eine klassische Schwarzwälder Kirschtorte

Darüber hinaus besuchte ich andere Städte in Deutschland, unter anderem Frankfurt, wo ich einen freundschaftlichen Kontakt habe, und Heidelberg. Auch diese beiden Städte gefielen mir, aber Freiburg hat es mir am meisten angetan. Frankfurt ist eine Großstadt mit vielen Wolkenkratzern. Am schönsten fand ich den Main Tower und den Main. Heidelberg ist ein zauberhafter Ort mit einer schönen Altstadt und dem eindrucksvollen Heidelberger Schloss.

Zum Glück hatte ich auch Gelegenheit, die deutsche Kultur und Küche kennenzulernen. Ich habe herausgefunden, dass die Deutschen Bäckereien lieben (so wie ich). An fast jeder Straßenecke gibt es eine Bäckerei, wo ich auf meinen Streifzügen durch die Stadt oft etwas für unterwegs kaufte. Daneben gibt es die „Kaffee und Kuchen“-Tradition. Den Kaffee habe ich zwar immer durch heiße Schokolade oder etwas anderes ersetzt, da ich kein Kaffee-Fan bin, aber die köstliche Schwarzwälder Kirschtorte, die sich so sehr von ägyptischen Süßigkeiten unterscheidet, habe ich mir nicht entgehen lassen.

Die Freiburgerinnen und Freiburger waren sehr nett und hilfsbereit. Viele sprechen gut Englisch, was mir den Aufenthalt erleichtert hat. Ich habe aber auch ein paar deutsche Wörter aufgeschnappt, was mich dazu motiviert hat, meine Deutschkenntnisse zu verbessern – und das tue ich bis heute. Besonders nett war meine Vermieterin. Sie lud mich zum Abendessen ein und empfahl mir sehenswerte Orte, wie den Schauinsland, den Titisee, den Schluchsee und Staufen, die ich alle besucht habe.

Auch Städte wie Heidelberg, Straßburg und Colmar habe ich auf ihre Empfehlung hin besucht. Darüber hinaus unterhielten wir uns über kulturelle Unterschiede zwischen Ägypten und Deutschland, beispielsweise über das Bildungssystem und die Studiengebühren, aber auch über kulturelle Gemeinsamkeiten wie starke Familienbindungen.

Abdelfattah Wasserfall Triberg Und Zürich

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Links: Der Wasserfall in Triberg                     Rechts: Zürich

Alles in allem war mein Forschungsaufenthalt in Freiburg eine sehr lohnenswerte, einmalige Lebenserfahrung. Ich habe viele Erkenntnisse gewonnen, wie ich meine Forschung in der Zukunft fortsetzen möchte. Ich habe verschiedene Kulturen, Menschen, Orte und Traditionen kennengelernt, die ich durchweg als bereichernd empfand. Sehr gerne möchte ich nach Freiburg zurückkehren, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt.

Abschließend möchte ich noch einmal der DAAD-Stiftung für das Prof. Dr. Mahfouz Kassem Stipendium danken, ebenso allen meinen Professor:innen, Prof. Stefan Günther, Dr. Tamer Ibrahim und Dr. Marwa Hany sowie allen Menschen, die mich während meines Aufenthalts unterstützt und ihn angenehmer gemacht haben. Ich bin ihnen allen sehr dankbar für diese unvergessliche Erfahrung.

Stand: Oktober 2024. Die englische Version ist das Original.