Andrew Keltley: Persönliche Erfahrungen weiterreichen

Privat

Andrew Ketley ist angekommen

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"In einer Welt, in der Feindseligkeiten gegen andere allzu oft gerne geschürt werden, finde ich es großartig und wichtig, nicht nur für den wissenschaftlichen, sondern auch für den kulturellen Austausch einen Beitrag zu leisten."

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Als ich von der DAAD-Stiftung erfuhr, wusste ich sofort, dass ich deren Arbeit unterstützen möchte. Das Jahr (1999/2000), das ich dank des DAAD e.V. in Berlin verbringen durfte, hat mir so viel gebracht: Freundschaften, den Einstieg in die Berufswelt, und letztendlich auch, dass ich inzwischen nach Deutschland eingewandert bin...

Die Wahl fiel auf Berlin, da die Humboldt-Universität Kurse für Übersetzungen und Dolmetschen anbot, und zwar mit Ungarisch als Quellsprache. Die Stadt Berlin hatte aber natürlich auch ihren Reiz.

Beruflich geplant hatte ich nur, mich auf das Diploma in Translation des Institute of Linguists vorzubereiten. Dann habe ich aber noch in Berlin angefangen, freiberuflich als Übersetzer zu arbeiten.

Die Entscheidung, nach Deutschland einwandern zu wollen, basierte darauf, dass ich den Landesverfall [in U.K.] nicht miterleben und ich längerfristig wieder Bürger eines Rechtsstaats werden wollte. (Ich hoffe sehr, dass die derzeitige Ampel es ernst meint mit der Lockerung der Regeln um die doppelte Staatsbürgerschaft.) Die Entscheidung (zur Einwanderung) haben wir am Vormittag des 24. Juni 2016 getroffen; ein halbes Jahr später war es so weit.

Die Erfahrung eines Studienaufenthalts im Ausland wollte ich unbedingt weiterreichen.
Mich begeistert auch sehr, dass die Möglichkeit einer Förderung durch den DAAD oder die DAAD‑Stiftung ziemlich aller Welt offensteht: In einer Welt, in der Feindseligkeiten gegen andere allzu oft gerne geschürt werden, finde ich es großartig und wichtig, nicht nur für den wissenschaftlichen, sondern auch für den kulturellen Austausch einen Beitrag zu leisten.

Studiert habe ich unter der schön aussagekräftigen Fachbezeichnung "Modern and Mediaeval Languages" Sprachwissenschaft, Deutsch, Russisch und Ungarisch in Cambridge, wo ich meinen Bachelor absolviert habe. Ziel des seinerzeitigen Stipendienantrags war ein quasi selbst gestricktes Aufbaustudium, das aus Kursen in Übersetzen und Dolmetschen an der Humboldt-Universität zu Berlin bestand. Es diente als Vorbereitung auf die Prüfung beim britischen Institut für Sprache und Linguistik, wo ich anschließend mein Diploma in Translation erhalten habe.

Daraufhin habe ich tatsächlich einige Jahre freiberuflich zunächst noch in Berlin, wo ich meine erste Erfahrung mit dem Finanzamt machte, ­ gewissermaßen ein Stück Kulturbildung, und später dann in Großbritannien als Übersetzer gearbeitet.

Schließlich hat mich die Sehnsucht nach Gesellschaft am Arbeitsplatz ­ Übersetzer kann ein einsamer Beruf sein ­ über einen langen Zwischenhalt im Finanzbereich letztendlich in die IT gezogen.

Die Ausbildung zum Finanzbuchhalter habe ich neben der Arbeit gemacht; die Qualifikation halte ich noch aktuell. Das IT-Fachwissen habe ich mir tatsächlich selbst beigebracht – dafür kommt es erstaunlich oft vor, dass ich studierte Wirtschaftsinformatiker weiterbilden muss…

Heutzutage arbeite ich als Berater und baue Datawarehouse-Systeme. In diesem Umfeld kommen mir aber die übersetzerischen Fertigkeiten immer wieder zugute.

„Überreste“ aus dem damaligen Anfang sind immer noch auf Amazon erhältlich. Ein Erfahrungswert aus der Zeit: Es verleiht einem ein illusorisch überdimensioniertes Gefühl der Wichtigkeit, wenn man Anrufe aus dem Bundestag entgegennimmt, um im Rahmen eines Übersetzungsauftrags einige Telefonate mit dem inzwischen leider verstorbenen MdB Herrn Dr. Scheer zu führen.

Ich bekomme jedes Jahr auch von meiner Universität in UK Anfragen auf Zuwendungen. Ich tue mir damit schwer, weil ich stark den Eindruck habe, ich würde dadurch nur die fehlende staatliche Finanzierung ausgleichen. Im Falle der DAAD-Stiftung habe ich solche Bedenken nicht, da das klar über die Grundpflichten des Staates hinausgeht. Ich freue mich, in einem Land zu wohnen, das den Austausch mit der Außenwelt sucht und sich dagegen nicht nur abschotten will.

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Stand: Juli 2022

A.d.R.: Andrew Ketley unterstützt die DAAD-Stiftung seit Langem regelmäßig im Wege eines Dauerauftrags. Wir sind ihm dafür ausgesprochen dankbar.