Simon Reichert

Privat

Vor der NASA-Kugel in Cape Canaveral, Florida

"Die Erfahrungen, die ich in meinem durch die DAAD-Stiftung geförderten Forschungsaufenthalt in Tallahassee gewinnen konnte, waren für mich von unschätzbarem Wert sowohl für meine akademische als auch meine persönliche Entwicklung. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der DAAD-Stiftung und
Herrn Dr. Knapp als Spender für die großzügige Unterstützung, die mir diese interkulturellen Erfahrungen ermöglichten."

Dank der Förderung durch Dr. Wolfgang Knapp konnte die DAAD-Stiftung Simon Reichert einen Forschungsaufenthalt am Maglab in Tallahassee ermöglichen.

Hier berichtet er von seiner Forschung am weltweit stärksten MRT-Scanner und seiner Zeit in Florida:

Dank des Knapp-Stipendiums der DAAD-Stiftung konnte ich nach Tallahassee, der Hauptstadt von Florida reisen, um die Forschung meiner Promotion im Bereich Natrium-MRT (Natrium-Magnetresonanztomographie) am weltweit stärksten MRT-Scanner weiterzubringen. Die Natrium-Bildgebung und insbesondere das Tripelquanten-Signal, mit dem ich mich beschäftige, verspricht die Zellvitalität non-invasiv zu messen, wird aber insbesondere durch das schwache Signal und ein schwaches Verständnis der Entstehung in biologischem Gewebe beschränkt. Hier kommt der stärkste MRT-Scanner der Welt am National High Magnetic Field Laboratory (NHML oder einfach Maglab) ins Spiel, der die Signalstärke deutlich erhöht. Dadurch konnte ich im Rahmen des Forschungsprojektes im präklinischen Bereich neue Methoden zur Messung des Triplequanten Signals, mit denen sich das Triplequanten Signal über einen alternativen Weg erzeugen lässt, entwickeln. Dieser zweite Weg wird anders durch die molekulare Umgebung des Natriums beeinflusst, so dass die Kombination beider Wege eine genauere Untersuchung der molekularen Umgebung ermöglicht. Dabei habe ich herausgefunden, dass das bisher gängige Modell nur schlecht mit den experimentellen Daten übereinstimmt und daher ein Modell entwickelt, dass durch die Einbeziehung sowohl schneller als auch langsamer Wechselwirkungen besser für die Beschreibung der biomedizinischen und physikalischen Umgebung geeignet ist. Über meine Forschung hinaus habe ich Land und Kultur kennenlernen können und einige Freundschaften schließen können.

Meine Arbeitsgruppe an der Universität Hamburg arbeitet in einer jahrelangen Kooperation mit Wissenschaftlern des Maglabs zusammen. Es gab schon mehrere Besuche und Forschungsaufenthalte in beide Richtungen. Unter anderem war auch mein Maglab-Betreuer bei uns am Institut. Daher war die Kontaktaufnahme einfach und wir haben recht schnell einen Plan für meinen Forschungsaufenthalt ausarbeiten können. Glücklicherweise hat die DAAD-Stiftung meine Bewerbung auf die Förderung angenommen, wodurch ich das Stipendium der DAAD-Stiftung erhalten habe und mir der Forschungsaufenthalt ermöglicht wurde.

Reichert Kennedy Space Center

Privat

Das Kennedy Space Besucherzentrum in Florida

Aufgrund der Corona Pandemie musste ich meinen Forschungsaufenthalt leider mehrfach verschieben, sodass ich insgesamt 4 Monate später in die USA gereist bin als ursprünglich geplant. Zum einen war das Gastinstitut für ausländische Nutzer gesperrt und zum anderen kam es zu Covid-bedingten Ausfällen in den zuständigen Abteilungen. Als allerdings diese Hürden überwunden waren, ging es relativ schnell: Mir wurde das DS2019 Formular von der Florida State University (FSU) zugesendet, das für das „Austauschbesuchervisum“ J1-Visum benötigt wird. Parallel konnte ich das DS-160 Formular ausfüllen. Das J1-Visum ist speziell für zeitlich begrenzte Austauschprogramme wie die der DAAD-Stiftung gedacht. Das DS2019 Formular stellt dabei sowas wie ein Zertifikat für Berechtigung zu dem Austauschprogramm seitens der US-Institution dar. Ich hatte dann Glück, dass ich zeitnah einen Termin bei der Botschaft für ein Interview bekommen habe. Das Interview war unkompliziert und schon nach wenigen Minuten vorbei. Eine Woche später wurde mir das Visum zusammen mit meinem Reisepass zugesendet. 2 Wochen später war ich auf dem Weg in die USA.

Bei der Einreise in die USA hatte ich noch keine Wohnung und habe daher die ersten Tage in einem Airbnb gewohnt. Die Wohnungssuche vor Ort hat sich als deutlich einfacher und schneller erwiesen als über das Internet. Meine Miete war ca. 850$/Monat inkl. Utilities für ein Zimmer in einer 4er-WG mit eigenem Bad, was im Vergleich zu anderen Studierenden in Tallahassee günstiger geht. Die Lage war dafür sehr gut (direkt am Campus), wodurch ich nicht auf ein Auto angewiesen war. Das war mir wichtig, da der öffentliche Nahverkehr äußerst schlecht ausgebaut war (wie fast überall in den USA).

Tallahassee ist die Hauptstadt Floridas und dominiert durch den schönen Campus der FSU und Regierungsgebäude. Ansonsten wirkt die Stadt so wie man sich eine amerikanische Kleinstadt vorstellt. Alles ist sehr weitläufig und man ist ohne Auto sehr eingeschränkt. Insbesondere die lange Entfernung zum nächstgelegenen Supermarkt hat mich überrascht und insgesamt Distanzen habe ich gerne mal unterschätzt. Das Wetter war Florida-typisch sehr schwül und heiß. Erträglich wurde das dadurch, dass praktisch jedes Gebäude vollklimatisiert war; dies hat aber auch zu einem enormen Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen geführt, was nicht immer angenehm war. Wenn es geregnet hat, dann richtig, und gerne mit Gewittern. Glücklicherweise bin ich aber knapp vor der Hurricane-Saison zurückgekehrt.

An der FSU gab es zahlreiche Angebote für internationale Studierende und von Studierenden organisierte Student Clubs zu den verschiedensten Themen. Da das Sommersemester dort allerdings wie eine Art Sommerpause behandelt wird, war allgemein leider wenig los. Trotzdem konnte ich viele nette Leute kennenlernen und Freundschaften schließen. Insbesondere die „International Coffee Hour“ hat sich als super Anlaufpunkt erwiesen, um offene Menschen kennenzulernen. Die Veranstaltung wird wöchentlich von Studierenden und dem Center for Global Engagement der FSU organisiert und wurde sowohl von einheimischen als auch internationalen Studierenden besucht.

Natürlich wollte ich auch einen Eindruck über Tallahassee hinaus gewinnen und habe daher Tagestrips z.B. zur Golfküste (das Wasser dort ist unglaublich warm), Nationalparks und in verschiedene Städte unternommen. So konnte ich beispielsweise in der ältesten durchgehend besiedelten Stadt der USA (St. Augustine) viel über die Besiedelung und Eroberung Floridas durch die spanischen Kolonialisten lernen, in Miami den hispanischen Einfluss in einer unglaublich hellen und farbenfrohen Stadt hautnah erleben, in Houston die größte Rodeo- und Livestockshow der USA besuchen und die US-amerikanische bzw. texanische Kultur in Reinform kennenlernen. Mein persönliches Highlight waren die beiden größten NASA-Besucherzentren in Cape Canaveral, Florida und Houston, Texas.

Reichert Calle Ocho Graffiti

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Graffitis auf der Calle Ocho im "Kleinen Havanna" von Miami

Ohne die großzügige Unterstützung der DAAD-Stiftung wäre mir der Aufenthalt, der meine Forschung durch die Nutzung dieses einzigartigen 21T MRT-Scanners, aber auch die exzellente Betreuung durch führende Forscher meines Forschungsgebiets entscheidend vorangebracht hat, nicht möglich gewesen. Die Erfahrungen, die ich in meinem durch die DAAD-Stiftung geförderten Forschungsaufenthalt in Tallahassee gewinnen konnte, waren für mich von unschätzbarem Wert sowohl für meine akademische als auch meine persönliche Entwicklung. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der DAAD-Stiftung und Herrn Dr. Knapp als Spender für die großzügige Unterstützung, die mir diese interkulturellen Erfahrungen ermöglichten.

Stand: Januar 2023.