Anna-Delia Knipper (geb. Herbstmann)
Privat
Anna-Delia Herbstmann bei einer Kanaltour durch Kopenhagen
"Das "Prof. Bingel Stipendium" der DAAD-Stiftung ermöglichte mir, mich in Dänemark fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Der direkte Austausch mit internationalen Kolleg*innen vor Ort schaffte Synergien, die ich nicht genug hervorheben kann, insbesondere in einer Zeit, in der die pandemische Lage uns allen viele Restriktionen abverlangt."
Anna-Delia Herbstmann ist ein deutsche Doktorandin, die dank des Prof. Bingel Stipendiums der DAAD-Stiftung in Dänemark forschen konnte.
Im Folgenden teilt sie kulturelle und akademische Einblicke, die ihren Aufenthalt besonders geprägt haben:
In der Mitte meiner Doktorarbeitszeit hatte ich die außergewöhnliche Gelegenheit, einen Forschungsaufenthalt am Statens Serum Institut (SSI) zu absolvieren. Zeitgleich konnte ich während des Aufenthalts mein Fachwissen durch Kurse zum Thema prädiktive Mikrobiologie und quantitative Risikobewertung (QMRA) an der Technischen Universität Dänemark (DTU) erweitern. Solche Kurse werden bisher nicht in Deutschland angeboten, daher war es eine einmalige Chance mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern.
Meine Doktorarbeit lässt sich in zwei große Teilbereiche aufteilen, zum einen die Datengenerierung im Labor durch experimentelle Studien und zum anderen die Auswertung durch Entwicklung von mikrobiologischen Modellen. Das Fachgebiet der mathematischen Modellierung im Hinblick auf mikrobielle Fragestellungen ist in den letzten Jahren immer mehr in den Forschungsfokus geraten. Entwickelte Modelle können schnelle Reaktionen auf spezifische Fragestellungen ermöglichen, welche relevant für verschiedene Nutzergruppen und Interessensvertreter sind (z.B. Wissenschaftler, Risikobewerter, Risikomanager) und somit zum Verbraucherschutz beitragen können.
Während meines Aufenthaltes am SSI arbeitete ich an der Entwicklung eines Modells für quantitative mikrobielle Risikobewertung (QMRA) für Campylobacter entlang der Warenkette Rohmilch. Die Daten, die als Grundlage dieses Modells genutzt wurden, hatte ich zuvor im Labor in Deutschland generiert. Demnach konnte ich mich während dieser Zeit sehr auf den Modellierungsteil meiner Doktorarbeit fokussieren.
Anna-Delia Herbstmann vor dem Tor zum Statens Serum Institut, wo sie ihren Forschungsaufenthalt absolvierte
Die Arbeitsbedingungen waren sowohl am SSI als auch an der DTU außerordentlich gut. An meinem ersten Arbeitstag bekam ich direkt einen eigenen Laptop vom SSI gestellt und einen Arbeitsplatz, der zusätzlich zwei Bildschirme aufwies. Dies war angesichts der Tatsache, dass ich während meines Aufenthalts viel am Schreibtisch saß, um das Modell zu entwickeln, sehr angenehm.
Des Weiteren nahm ich an regelmäßigen Meetings der Fachgruppe teil, wodurch ich auch direkt in die Gruppe integriert wurde. Innerhalb dieser Meetings habe ich auch am Ende meines Aufenthalts einen Vortrag über meine Arbeit am SSI gehalten. Mindestens genauso viel Zeit wie am SSI habe ich an der DTU verbracht. Die Kurse, die ich dort belegt habe, wurden sehr gut und verständlich unterrichtet. In beiden Kursen wurde auch ein Großteil in Gruppenarbeit bearbeitet. Dies war sehr angenehm, da man so einfacher mit den Studierenden in Kontakt gekommen ist.
Der nicht weit entfernte Strand war oft eine willkommene Abwechselung
Ich hatte das große Glück, meinen Auslandsaufenthalt in einem Zeitraum zu machen, in dem ich wenig Beeinträchtigung durch die COVID-19 Pandemie erfahren habe. Sowohl meine Arbeitszeit im SSI als auch die Kurse an der DTU konnte ich durchgängig in Präsenz absolvieren. Dadurch konnte ich den Aufenthalt in vollen Zügen genießen und wahrnehmen.
Der Aufenthalt in Kopenhagen war ein voller Erfolg, sowohl fachlich als auch persönlich. Ich habe in der Zeit die Grundlage für mein eigenes QMRA-Modell gelegt und wertvolle Kontakte knüpfen können. Ich konnte die Zeit intensiv zur Modellierung nutzen, dies wäre aufgrund der zusätzlichen Belastung durch die Laborarbeit so in Deutschland nicht möglich gewesen. In Dänemark hatte ich die Chance, den Fokus komplett auf das Modellieren zu legen, welches auch einen großen Bestandteil meiner Doktorarbeit ausmacht. Zudem konnte ich die beiden Kurse an der DTU durch eine mündliche Prüfung erfolgreich abschließen.
Die Erfahrung, eigenständig in Dänemark zu sein, hat mich persönlich sehr gestärkt. Ich bin sicherer geworden im fachlichen Umgang, aber auch im persönlichen Umgang mit neuen Arbeitskollegen oder Studierenden. Dänisch konnte ich in dieser kurzen Zeit leider nicht lernen, daher musste ich mich durchgehend auf Englisch austauschen. Dies war aber angesichts der guten Englischkenntnisse der Dänen kein Problem. Aufgrund der Pandemie war es mir nicht möglich, Reisen außerhalb Kopenhagens zu unternehmen. Dennoch konnte ich die Zeit gut nutzen, um viel von Kopenhagen selbst zu sehen. Hierzu habe ich zum Beginn meines Aufenthaltes eine Kanaltour gemacht, die mir einen guten Überblick über die Stadt gegeben hat. Während der Kanaltour habe ich auch viele kleine Hintergrundinformationen über die Stadt erfahren, von der Geschichte der kleinen Meerjungfrau, dem Wahrzeichen Kopenhagens, bis hin zum schwarzen Diamanten, der Nationalbibliothek Dänemarks.
Die weihnachtliche Stimmung in Kopenhagen lud zu Stadtspaziergängen ein
Nach der Uni habe ich mich oftmals mit Kommilitonen auf dem Weihnachtsmarkt getroffen und unzählige Leckereien gegessen. Dennoch bleibt mein Favorit die Zimtschnecke, die es in den unterschiedlichsten Ausführungen in jeder Bäckerei in Kopenhagen zu kaufen gibt. Ich habe in einem Haus mit fünf Mitbewohner/innen gelebt. Drei von ihnen waren gebürtige Dänen, einer aus Argentinien und eine kam aus Südafrika. Daher waren wir eine gemischte Truppe und es gab unzähligen Gesprächsstoff während vieler gemeinsamer Abenden. Zudem hatte ich das große Glück, dass das Haus nicht weit vom Meer entfernt war. Daher habe ich viele Spaziergänge an der Küste machen und von weitem die Öresundbrücke sehen können, welche Dänemark und Schweden miteinander verbindet. Obwohl die Temperaturen zeitnah nach meiner Ankunft in Dänemark deutlich kühler wurden, war ein Spaziergang am windigen Meer, der den Kopf freigepustet hat, oftmals das richtige nach einem langen Arbeitstag.
Bevor ich nach Dänemark gegangen bin, hatte ich keinerlei Erfahrungen im Bereich der mathematischen Modellierungen im Hinblick auf mikrobielle Fragestellungen. Ich kann nicht behaupten jetzt ein Experte zu sein, aber mir wurde die Möglichkeit gegeben, mit meinem erworbenen Basiswissen weiterzumachen und neuen Herausforderungen entgegenzusehen!
Das „Prof. Bingel Stipendium“ der DAAD-Stiftung ermöglichte mir, mich in Dänemark fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Der direkte Austausch mit internationalen Kolleg*innen vor Ort schaffte Synergien, die ich nicht genug hervorheben kann, insbesondere in einer Zeit, in der die pandemische Lage uns allen viele Restriktionen abverlangt.
Vielen Dank für diese einmalige Möglichkeit!
Unter "ScienceDirect" findet sich die Publikation "Quantitative microbiological risk assessment model for Campylobacter in raw milk dairy cows in Germany" von Frau Knipper, die aus der Zeit des Stipendienaufenthalts hervorgegangen ist.
Stand: Dezember 2021.