Dr. Dietrich und Dr. Elke Möller Stipendium

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Die Ukraine: Ehemaliges Gastland der Eheleute Möller

"Unser Leben wäre anders verlaufen, wenn wir nicht an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew und an der Nationalen Technischen Universität „Kiewer Polytechnisches Institut Ihor Sikorskyj“ studiert hätten.“

Die DAAD-Stiftung vergibt ab 2023 „Dr. Dietrich und Dr. Elke Möller Stipendien“ auf Basis der Fördervorstellungen der Eheleute Möller, das jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von den ehemaligen Gasthochschulen der Möllers in Kiew, zugutekommt. Hier teilen die Namensgeber des Stipendiums, warum sie sich entschieden haben, diese Förderung mit Spenden zu ermöglichen:

Frau Dr. Möller, Herr Dr. Möller, worin besteht Ihre Motivation, die DAAD-Stiftung zu unterstützen?

Elke Möller: Wir haben in unserer Studienzeit in Kiew erfahren, welch intensiver Impuls für die persönliche Entwicklung durch einen Studienaufenthalt im Ausland ausgelöst wird. Diese Chance wollen wir heutigen Studierenden und Promovierenden aus der Ukraine geben. Wir wissen, dass ein solcher Auslandsaufenthalt oft für das ganze Leben prägend ist. Gerade in Kriegszeiten ist eine derartige Unterstützung notwendig, aber man muss auch daran denken, dass der Wiederaufbau der Ukraine gut ausgebildete Fachkräfte benötigen wird. Mit der Unterstützung der DAAD-Stiftung wollen wir etwas von dem zurückgeben, was uns auf Basis des Studiums an Kiewer Universitäten im Laufe des Lebens zuteilwurde.

Dietrich Möller: Bei meiner Tätigkeit als Honorarprofessor habe ich gespürt, dass einerseits Promovierende der russischen Verkehrshochschulen nach Möglichkeiten des internationalen Austausches suchten, andererseits Siemens dringend wissenschaftlichen Nachwuchs mit internationalen Erfahrungen brauchte. Der DAAD e.V. hatte im Rahmen des Pawel Melnikow-Programms ab 2019 Stipendien an Promovierende, junge Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftler sowie Dozentinnen und Dozenten vergeben, die Siemens und wir zusätzlich aus privaten Mitteln unterstützt hatten. Aus Protest gegen den russischen Angriff auf die Ukraine haben wir dieses Engagement beendet und wollen die Mittel nun für die Unterstützung des Austausches mit ukrainischen Universitäten einsetzen. Die DAAD-Stiftung bot dafür den idealen Rahmen, der Kontakt entstand über die existierenden Beziehungen zum DAAD e.V.

Sie haben die „Dietrich und Elke Möller Stiftung“ geschaffen. Können Sie uns etwas über diese Stiftung sagen?

Dietrich Möller: Nach Beendigung unseres aktiven Berufslebens und der Rückkehr aus Moskau im Jahr 2019 haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, unsere verschiedenen Spendenaktivitäten auf langfristiger Grundlage zu bündeln, die später auch durch unsere Söhne fortgesetzt werden können. Durch die 2019 geschaffene gemeinnützige „Dietrich und Elke Möller Stiftung“ werden einerseits Wohltätigkeitsprojekte unterstützt, z.B. das Kinderheim „Living Pearl“ in der Ukraine, andererseits fördern wir Studierende, Doktoranden und Dozenten an Hochschulen und Universitäten, gegenwärtig mit dem Schwerpunkt Ukraine an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und nun auch mit dem Stipendium bei der DAAD-Stiftung (www.dietrichundelkemoellerstiftung.de).

Ist die finanzielle Unterstützung Ihre einzige Arbeitsrichtung?

Elke Möller: Die Finanzierung von Projekten aus Stiftungsmitteln wird durch unsere zusätzlichen privaten Spenden ergänzt und bildet die Grundlage vieler Aktivitäten, so auch des Stipendiums bei der DAAD-Stiftung. Aber es ist nur ein kleiner, aber wichtiger Teil unseres Engagements. Während des Aufenthaltes in Deutschland bieten wir den Stipendiaten auch ein Mentoring an und helfen bei auftretenden Problemen. Zusätzlich engagiere ich mich im Vorstand eines Vereins mit Schwer­punkt auf Wohltätigkeitsprojekte in der Ukraine und in Lettland. Hier geht es um konkrete Hilfslieferungen aus Deutschland an Bedürftige, die durch lokale Teams vor Ort verteilt werden.

Wie langfristig planen Sie eine Zusammenarbeit mit der DAAD-Stiftung?

Dietrich Möller: Für die jährliche Vergabe der „Dr. Dietrich und Elke Möller Stipendien“ wurde keine zeitliche Begrenzung vereinbart. Wir hoffen, dass der Ertrag des Stiftungsfonds der „Dietrich und Elke Möller Stiftung“ und zusätzliche Spenden eine jährliche Vergabe auf langfristiger Basis ermöglichen.

Gestatten Sie noch eine Frage zu Ihrem Werdegang: Das Studium in Kiew zu Sowjetzeiten hat Ihre Karriere nach der deutschen Einheit nicht behindert?

Elke Möller: Ganz im Gegenteil! Wir hatten mit dem Studium in Kiew eine exzellente Ausbildung, die durch die Promotion in Deutschland ergänzt wurde. Und das perfekte Beherrschen einer Fremdsprache eröffnete zusätzliche Möglichkeiten.

Dietrich Möller: Zum Zeitpunkt des Mauerfalls hatte ich bereits einige Karriereschritte in der ehemaligen DDR hinter mir und musste 1991 nochmals von vorn anfangen. Aber wir waren jung und wollten verlorene Zeit schnell aufholen. Und es gab bei Siemens nicht viele, die sowohl fachliche Kompetenz als auch Sprachkenntnissen in die Verhandlungen mit Kunden aus russischsprachigen Regionen einbringen konnten. Das Studium in Kiew war also ein großer Vorteil in meiner beruflichen Laufbahn.

Förderin und Förderer

Die Zeit in der Ukraine hat sowohl ihr persönliches Leben (sie sind seit über 40 Jahren verheiratet und haben zwei erwachsene Söhne) als auch ihre beruflichen Karrieren geprägt. Dr. Elke Möller studierte Internationales Recht in Kiew, promovierte 1986 an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete nach verschiedenen Stationen von 2006 bis 2018 bei der Rechts­anwaltskanzlei „Beiten Burkhardt“ in Moskau.
Dr.‑Ing. Dr. h.c. Dr. h.c. Dietrich Möller begann nach dem Elektrotechnik-Studium in der ukrainischen Hauptstadt seine berufliche Laufbahn 1982 in Berlin und promovierte als Externer 1987 an der Technischen Universität Dresden. Von 1991 bis 2019 war er nach anfänglichen Aufgaben als Entwicklungsingenieur im Management der Siemens AG tätig, zuletzt von 2006 bis 2019 als Generaldirektor von Siemens Russland und Zentralasien in Moskau. Nebenberuflich war er Mitglied des Vorstandes der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, folgte von 2013 bis 2019 der Berufung als Honorarprofessor an die Russian University of Transport und wurde Ehren-Doktor (Dr. h.c.) dieser Universität sowie der National Research University "Moscow Power Engineering Institute".