Dr. Faouzi Dahdouh
Privat
Bei einem Experiment im Labor der Gastuniversität
"Während meines von der DAAD-Stiftung geförderten Aufenthalts an der Universität Bonn habe ich wegweisende Forschungen zum krebshemmenden Potenzial des Giftes der in Algerien vorkommenden Saharabiene durchgeführt. Dabei konnte ich meine Erfahrungen im Bereich der fortgeschrittenen Labortechnik erweitern und zur internationalen Zusammenarbeit beitragen. Diese transformative Erfahrung hat meine Laufbahn auf dem Feld der Krebsforschung bedeutend vorangebracht, auch durch die Kombination aus Innovation und Naturstoffpharmakologie."
Mit Unterstützung des Max G. Huber Stipendiums der DAAD-Stiftung konnte der Krebsforscher Dr. Faouzi Dahdouh nicht nur wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen, sondern auch neue Forschungsmethoden und Labortechniken kennen-lernen. Im Folgenden berichtet er, warum ihm die interdisziplinäre Forschungs-zusammenarbeit besonders wichtig war und welche Bedeutung Work-Life-Balance in Deutschland für ihn hatte:
Forschungsgebiet
Toxikologie, Pharmakologie und Molekularbiologie von Naturstoffen und insbesondere tierischer Gifte. Ziel ist es, die vorteilhaften Wirkungen dieser chemischen Stoffe gegen oxidative chronische Erkrankungen wie Krebs zu erforschen. Die experimentellen Untersuchungen erfolgten sowohl in vivo als auch in vitro.
Meine wissenschaftliche Laufbahn ist durch ein starkes Fundament in der Toxikologie, Pharmakologie und Molekularbiologie mit dem Schwerpunkt Naturstoffe gekenn-zeichnet. Durch meine Arbeit in Algerien habe ich ein besonderes Interesse an der Anwendung dieser Stoffe im Kampf gegen oxidative stressbedingte Erkrankungen, einschließlich Krebs, entwickelt.

Privat
Fluoreszenzmikroskop
Forschungsfortschritt an der Universität Bonn
Die Studie wurde im Labor für Lebensmittelsicherheit an der Universität Bonn durch-geführt. Ziel war die Untersuchung der krebshemmenden Wirkung auf menschliche Zervixkarzinom-Zelllinien (HeLa-Zellen) durch Induktion des Zelltodes und der Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) mittels Gift, das algerischen Saharabienen (Apis mellifera sahariensis) entnommen wurde.
Die HeLa-Zellen wurden mit verschiedenen Konzentrationen von Bienengift behandelt, anschließend wurden durch Tests der Zelltod und die ROS-Produktion nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigten, dass Bienengift effektiv den Zelltod herbeiführt, was mit einer erhöhten ROS-Produktion einhergeht.

Hagenguth/DAAD, Beispielfoto
Ansetzen von Zellkulturen
Meine Heimatuniversität ist die L'École normale supérieure d'enseignement technologique (ENSET) in Skikda, Algerien. Sie hat mir ein starkes wissenschaftliches Fundament in der Toxikologie und Pharmakologie von Naturstoffen, einschließlich tierischer Gifte und deren potenziellen therapeutischen Anwendungen, vermittelt.
Als Gasthochschule habe ich die Universität Bonn und speziell das Labor für Lebensmittelsicherheit unter der Leitung von Prof. Henning Hintzsche gewählt, weil sie weltweit ein hohes Ansehen in der fortgeschrittenen pharmakologischen Naturstoff-forschung genießt. Sie bot eine ideale Arbeitsumgebung, um meine Untersuchung der potenziell krebshemmenden Wirkung von Saharabienengift zu intensivieren. Außerdem konnte ich so die interdisziplinäre Zusammenarbeit vertiefen, die für meine wissenschaftliche Laufbahn große Vorteile haben kann.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und deren Nutzen für mich und meine Forschung
Die Ergebnisse der Studie (vermehrter Zelltod durch die Produktion von ROS in HeLa-Zellen) leisten einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Suche nach Bienengiften mit potenziell krebshemmenden Eigenschaften. Dies steht im Einklang mit meinem übergeordneten Forschungsziel, andere Naturstoffe auf deren therapeutisches Potenzial, vor allem in der Onkologie, zu untersuchen.
Die Forschungsergebnisse zur krebshemmenden Aktivität von Bienengift könnten in der Behandlung von Patienten mit Bienengift als Adjuvans oder alternative Therapie-methode Anwendung finden. Dem müsste ein zeitintensiver Prozess vorausgehen, der von der präklinischen Forschung bis zum Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit und zur optimalen Dosierung beim Menschen reicht. Dieser Prozess könnte 4 bis 6 Jahre in Anspruch nehmen.

Hagenguth/DAAD 4 Beispielfoto
Laboruntersuchung
Zudem habe ich umfassende Laborfertigkeiten erworben, darunter Kenntnisse im Zusammenhang mit Zellkulturen, Zytotoxizität und Zelltod-Assays sowie Fluoreszenz-mikroskopie. All diese Fertigkeiten und Kenntnisse sind essenziell für die Krebsforschung. Der Erfolg dieser Experimente hat das Selbstvertrauen in meine Fähigkeit, eigenständige wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen, gestärkt.
Die Atmosphäre am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn hat meine akademische und berufliche Entwicklung deutlich vorangebracht. Durch die angenehme Arbeit am Institut konnte ich wertvolle Einblicke in modernste Labortechniken und interdisziplinäre Ansätze gewinnen, die meine Forschungen zum Antikrebspotenzial von Saharabienengift entscheidend voran-gebracht haben.
Institut für Lebensmittelsicherheit, Bonn
Ich habe eng mit meinem Betreuer, Prof. Dr. Henning Hintzsche, und anderen Forschenden in seinem Labor zusammenarbeitet. Im Hinblick auf die Forschungs-prozesse und die Kommunikation möchte ich insbesondere den Fokus des Instituts auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den transparenten Umgang mit Daten hervorheben.
Geplantes Forschungsprojekt für meine weitere wissenschaftliche Laufbahn
Zukünftig möchte ich Bienengift mit bekannten Chemotherapeutika kombinieren, um mögliche Synergieeffekte für effektivere, nebenwirkungsärmere Therapien zu entdecken. Die In-vivo-Studien werden wichtige Daten zur Sicherheit und Pharmakokinetik von Bienengift liefern und künftigen klinischen Studien den Weg ebnen. Meine Forschung könnte auch zur Entwicklung von Formeln auf Bienengiftbasis als Zusatztherapie in klinischen Umgebungen und damit zu effektiveren, weniger toxischen Behandlungsoptionen für Patienten beitragen.
Darüber hinaus ist das geplante Forschungsprojekt ein wichtiger Schritt in meiner Laufbahn als Krebsforscher, da es mir umfassende Erfahrungen mit Versuchs-anordnungen, molekularbiologischen Techniken und der Tiermodellforschung ermöglicht, und zwar in enger Zusammenarbeit mit Onkolog:innen und Pharmakolog:innen.
Unterschiede zwischen meinem Heimatland Algerien und Deutschland in beruflicher und persönlicher Hinsicht
Algerien bietet einen eher herkömmlichen, lokalisierten Forschungszugang mit geringerer Ressourcenausstattung und Chancen für umfangreiche interdisziplinäre Kooperationen. Allerdings besteht ein beträchtliches Entwicklungspotenzial durch die Integration von traditionellem Wissen und innovativen wissenschaftlichen Ansätzen. Deutschland bietet eine hoch entwickelte, auf Zusammenarbeit ausgelegte Umgebung mit guter Ressourcenausstattung, starker finanzieller Förderung, Zugang zu modernsten Technologien und einem Fokus auf die interdisziplinäre Krebsforschung. In der deutschen Arbeitskultur wird viel Wert auf Innovation gelegt.
Die Arbeit zu Bienengiften könnte von einer dynamischeren, global vernetzten wissenschaftlichen Gemeinschaft profitieren. In Bonn haben mir vor allem die angenehme Unterbringung, das vielfältige kulinarische Angebot, anregende Kulturveranstaltungen, die bequemen Einkaufsmöglichkeiten und die herzliche Kommunikation mit den Menschen vor Ort gefallen. Der Erwerb grundlegender Deutschkenntnisse hat mir das Leben in Bonn vereinfacht. Dank der einladenden Atmosphäre der Stadt war mein Aufenthalt über die akademischen Erfahrungen hinaus sehr erfüllend.
Einfluss meiner Forschung an der Universität Bonn auf meine wissenschaftliche Laufbahn
Ich habe moderne Forschungsmethoden kennengelernt und interdisziplinäre Kenntnisse in den Bereichen Krebsbiologie, Naturstoffpharmakologie und Therapie-entwicklung erworben. Der Zugang zum weltweiten Forschungsnetzwerk der Universität Bonn und die Gelegenheit, mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten, ermöglichen tiefere Einblicke in die wissenschaftliche Gemeinschaft. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mir meine Forschung Postdoc-Möglichkeiten, potenzielle Kooperationen mit Pharmaunternehmen und Rollen in der translationalen Medizin eröffnet.
Kontakte, die es mir ermöglichen, meine Forschung im Rahmen eines weiteren Deutschlandaufenthalts abzuschließen
Das Alumni-Netzwerk der Universität Bonn bietet wissenschaftliche Veranstaltungen, Karriereförderprogramme und Kontakte, die hilfreich für künftige Aufenthalte in Deutschland sein könnten. Zudem habe ich meine Profile aktualisiert und nach relevanten Forschenden und Branchenprofis in den Bereichen Onkologie, Pharmakologie und Naturstoffe gesucht. Die Mitarbeit in Fachgruppen und die Teilnahme an Diskussionen kann mir dabei helfen, Kontakte zu knüpfen und mich über Forschungsmöglichkeiten auf dem Laufenden zu halten.
Meine einprägsamsten kulturellen und persönlichen Erfahrungen
Work-Life-Balance, wissenschaftliche Stringenz und Zusammenarbeit sowie kulturelle Vielfalt. Durch die Work-Life-Balance in Deutschland konnte ich mich innerhalb geregelter Arbeitszeiten auf meine Forschung konzentrieren und darüber hinaus Kulturveranstaltungen genießen und mir Zeit für mich nehmen. Die wissenschaftliche Stringenz und Zusammenarbeit an der Universität Bonn haben meine Forschung zu den krebshemmenden Wirkungen von Bienengift durch Teamarbeit und moderne Techniken verbessert. Überdies war die kulturelle Vielfalt der Stadt ein bereicherndes Erlebnis, das meine berufliche und persönliche Perspektive erweitert und wertvolle Kontakte mit einer internationalen Wissenschafts-Community ermöglicht hat.
Stand: November 2024. Die englische Version ist das Original.


