Felicia Zlati

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Felicia Zlati auf dem Campus des PNNL

„Alles in allem war mein Forschungsaufenthalt in den Vereinigten Staaten eine unschätzbare Erfahrung, die sowohl meine wissenschaftlichen Fachkenntnisse als auch meine persönliche Entwicklung bereichert hat. Mein besonderer Dank gilt meinen Mentor:innen und Kolleg:innen am PNNL für ihre Unterstützung und Förderung. Ich bedanke mich sehr herzlich bei meinem Professor und Betreuer in Deutschland, der mich bei der Planung und Umsetzung dieses Besuchs entscheidend unterstützt hat. Außerdem danke ich von ganzem Herzen der DAAD-Stiftung für das Stipendium, das diese Erfahrung überhaupt erst möglich gemacht hat. Die Kenntnisse, Fähigkeiten und Kontakte, die ich während meines Aufenthalts gewonnen habe, werden meine zukünftige Laufbahn zweifellos prägen.“

Die moldauische Biotechnologin Felicia Zlati forscht in Deutschland am Forschungszentrum Jülich. Dank des KSB Stiftung Stipendium der DAAD-Stiftung konnte sie am Pacific Northwest National Laboratorium im US Bundestaat Washington zu Brandpilzverwandten forschen.

Ihre Erlebnisse in den Vereinigten Staaten beschreibt sie wie folgt:

Im Rahmen meiner Promotionsforschung in der Gruppe von Prof. Nick Wierckx am Forschungszentrum Jülich hatte ich die Gelegenheit, einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt am Pacific Northwest National Laboratory (PNNL) in Richland (Washington, USA) zu absolvieren. Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Produktion von Erythrit mithilfe von Spezies aus der Familie der Brandpilzverwandten (Ustilaginaceae).

Am PNNL arbeitete ich in der Gruppe von Scott Baker, deren Fachkenntnisse in den Bereichen Systemanalyse und Bioinformatik mich besonders motiviert haben. Diese Bereiche sind von entscheidender Bedeutung, um mein aktuelles Schwerpunktthema, den Erythrit-Biosyntheseweg in Ustilaginaceae, weiterzuentwickeln.

Zlati Campuseingang

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Der Eingang zum PNNL Campus

Mit seinen hochmodernen Einrichtungen und erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern war das PNNL die ideale Umgebung, um mein Verständnis der Pfadanalyse zu vertiefen und neue wichtige Erkenntnisse für meine Arbeit zu gewinnen. Zu meinen Hauptaufgaben am PNNL gehörten vergleichende transkriptomische und proteomische Analysen.

Diese Analysen spielen eine wesentliche Rolle für die Charakterisierung der Biosynthesewege, da sie eine detaillierte Untersuchung der Gen- und Proteinexpression unter verschiedenen Bedingungen ermöglichen. Dank der Unterstützung meiner Mentor:innen und Kolleg:innen habe ich mein Verständnis der Biosyntheseschritte der Erythritproduktion deutlich erweitern können. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse stellen eine wertvolle Grundlage für zukünftige Versuche dar. Ich habe Enzyme als vielversprechende Kandidaten für wesentliche Schritte der Erythritbiosynthese identifiziert und kann diese nun mit gentechnischen Verfahren eingehender analysieren.

Ein großer Vorteil der Arbeit am PNNL war die Möglichkeit, mein methodologisches Instrumentarium zu erweitern. So hatte ich die Chance, neue Techniken zur Untersuchung von Pilzarten zu erlernen, die sich von den in Jülich untersuchten Spezies unterscheiden. Dadurch konnte ich mein experimentelles Methodenwissen verbessern und breiter fächern. Daneben lernte ich am PNNL auch ausgesprochen hilfreiche Bioinformatik-Tools kennen, mit denen ich meine Datenanalyse optimieren und die Interpretation komplexer Datensätze effizienter gestalten kann.

Zlati Campusgelände

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Das Campusgelände

Mit diesen Fähigkeiten im Gepäck werde ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland ohne Zweifel noch produktivere Forschungsarbeit leisten können. Auf diese Weise möchte ich die Erythritsynthese in Pilzen genauer charakterisieren, mit dem Ziel, die industrielle Produktion zu optimieren, potenziell Kosten zu reduzieren und den Zugang zu gesünderen Zuckeralternativen für Verbraucher und Verbraucherinnen zu verbessern.

Der Forschungsaufenthalt war sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene sehr bereichernd. Durch die Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten am PNNL konnte ich mein kritisches Denken und meine Problemlösungskompetenz schulen. Außerdem hat mir die Arbeit in einer vielfältigen Teamumgebung geholfen, meine Kommunikations- und Teamwork-Fähigkeiten auszubauen, die für die Forschungszusammenarbeit unerlässlich sind.

Ich bin zuversichtlich, dass diese Fähigkeiten – ebenso wie die praktischen Labortechniken, die ich mir angeeignet habe – dazu beitragen werden, künftig noch effektiver mit Kolleg:innen und anderen Wissenschaftler:innen auf meinem Gebiet zusammenzuarbeiten. Die Unterschiede in der Arbeitskultur zwischen den USA und Deutschland haben mir vor Augen geführt, wie wichtig es ist, flexibel und lernwillig zu bleiben, und wie die Zusammenarbeit in diversen, interdisziplinären Teams Kreativität und Innovation fördert.

Zurück in Deutschland bin ich nun gerade dabei, meine Erkenntnisse zusammenzufassen und die nächste Schritte meiner Forschung zu planen. Ich freue mich darauf, das am PNNL erworbene Fach- und Methodenwissen praktisch anzuwenden, um meine Untersuchung der Erythritbiosynthese in Ustilaginaceae voranzutreiben. Mein Ziel ist es, den Produktionsprozess durch gezieltes Stamm- und Prozess-Engineering zu optimieren, letztlich um meine Promotion zu einem erfolgreichen Ende zu führen.

Zlati Reaktor

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Felicia Zlati im Kontrollstand des B Reaktors in Hanford

Ich verfüge nun über ein besseres Verständnis des Biosyntheseweges, neue Bioinformatik-Tools und erweiterte soziale Kompetenzen, die ich allesamt anwenden werde, um meine Forschungsergebnisse zu verbessern. Die Erfahrungen, die ich am PNNL gesammelt habe, werden meine berufliche Laufbahn sicherlich noch über meine Promotion hinaus prägen. Schon vor der Abreise sah ich meinen anstehenden Auslandsaufenthalt als herausfordernde Gelegenheit, mich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln, aber das Erfolgserlebnis hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen.

Die neu erworbenen Fähigkeiten, gewonnenen Erkenntnisse und geknüpften Kontakte sind für meinen weiteren Berufsweg unschätzbar. Die engagierten Mentor:innen und Kolleg:innen, mit denen ich am PNNL zusammenarbeiten durfte, sind heute ein wichtiger Teil meines beruflichen Netzwerks. Ich bin sehr froh, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennengelernt zu haben, die mich mit ihrer Kreativität und Leidenschaft für die Biotechnologie inspiriert haben.

Sie halfen mir, mein Promotionsprojekt und meine zukünftige Laufbahn aus neuer Perspektive zu betrachten und neue Ideen zu entwickeln. Ich freue mich darauf, diese Kontakte zu pflegen, und hoffe, dass sich unsere Wege erneut kreuzen werden, sei es im Rahmen zukünftiger Kooperationen oder anderer wissenschaftlicher Gelegenheiten.

Das Innere des B Reaktors in Hanford

Ich stamme gebürtig aus der Republik Moldau, lebe und forsche aber seit fast einem Jahrzehnt in Deutschland. In dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, in verschiedene Kulturen und Umgebungen einzutauchen. Neugier und die Lust, neue Länder kennenzulernen, haben mich bei früheren Reisen und Praktika an verschiedene Orte geführt.Ich bin seit jeher der Ansicht, dass man die Kultur und das System eines Landes nur dann wirklich verstehen kann, wenn man dort lebt, sei es auch nur für begrenzte Zeit. Dies war auch einer der Motivationsgründe, im Rahmen meines Promotionsstudiums drei Monate in den USA zu verbringen.

In den USA habe ich einen Mix aus neuen Perspektiven und interessanten Kontrasten zu Europa kennengelernt. Im Arbeitsumfeld fiel mir auf, dass – im Vergleich zu dem, was ich aus Deutschland und Moldau gewohnt war – die Arbeitsweise oft intensiver, die soziale Interaktion dagegen eingeschränkter war. Gleichzeitig war ich sehr angetan von dem wissenschaftlichen Enthusiasmus, der durchaus dem mir aus Deutschland vertrauten Geist entspricht. Besonders spannend war es, den hohen Entwicklungsstand in Wissenschaft und Technik aus erster Hand erleben zu können. Meine Wertschätzung für die vorherrschende Innovationskultur der USA ist dadurch noch weiter gestiegen.

Ein weiterer Aspekt, der mir positiv auffiel, war die freundliche, offene und gelassene Art vieler Amerikaner und Amerikanerinnen. Diese einladende Haltung erleichterte es mir, mich in einer fremden Umgebung einzuleben und wohlzufühlen. Sehr dankbar bin ich meinen Kolleg:innen, die mir mit viel Geduld dabei halfen, mich am neuen Arbeitsplatz zurechtzufinden, und meiner Vermieterin, die mir freundlicherweise schon vor dem ersten persönlichen Treffen ein Zimmer vermietete und mir half, mit den Herausforderungen in einer neuen Stadt und einem neuen Land zurechtzukommen.

Ein mit einer Art von Brandpilzverwandten infizierter Maiskolben. Der Pilz wächst oben aus dem Kolben heraus

All dies hat mich nachhaltig beeindruckt, und ich hoffe, dass ich diese Aufgeschlossenheit und Herzlichkeit mit zurück nach Europa nehmen und hier in meine eigenen Interaktionen einfließen lassen kann. Schwierig fand ich die Gewöhnung an die in den USA sehr verbreitete „Autokultur“. Aus europäischen Städten bin ich es gewohnt, mich schnell und bequem zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen. In den USA hingegen hatte ich den Eindruck, dass sich alles ums Autofahren dreht. Zum Glück besitzt die Stadt, in der ich wohnte, ein öffentliches Nahverkehrssystem, das ich häufig nutzte. Sonderlich effizient war der Nahverkehr allerdings nicht.

Bei gutem Wetter entschloss ich mich daher, mit dem Fahrrad zu fahren, was die Fahrtzeit im Vergleich zum Bus um die Hälfte verkürzte. Auch Einkäufe gestalteten sich schwierig, da von meinem Zuhause aus kein Supermarkt fußläufig erreichbar war. Trotz dieser kleinen Hürden konnte ich während meines Aufenthalts Richland und die Tri-Cities erkunden. Ich habe verschiedene Supermärkte, Restaurants, Bäckereien und Weingüter besucht und köstliche lokale Speisen und Getränke entdeckt.

Darüber hinaus hatte ich die Gelegenheit, faszinierende Orte wie die Hanford Nuclear Site des Manhattan-Projekts, die Palouse Falls, die Columbia River Gorge, den Mount-Rainier-Nationalpark sowie die Städte Seattle und Portland zu besuchen. Dank des Stipendiums konnte ich auch an der SIMB-Konferenz in Boston (Massachusetts) teilnehmen, was ein außergewöhnliches Erlebnis war.

Stand: Oktober 2024. Die englische Version ist das Original.