Hendrik Reuper

Hendrik Reuper bei der Arbeit im Karolinska Institutet (KI)

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"Durch die hohe Zahl an hochkarätigen Wissenschaftlern und Spezialisten können viele Forschungsvorhaben direkt im Haus realisiert werden und ich werde hoffentlich auch in Zukunft von den Kontakten zu meinen neuen Kollegen und Freunden profitieren."

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Hendrik Reuper hat einen Master in Biologie an der TU Braunschweig erworben, bevor er am Leibniz-Institut DSMZ(Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen) in der Abteilung Pflanzenvirologie als Doktorand in der Nachwuchsgruppe VirusInteract begann. Dank der Prof. Dr. Bingel-Stiftung konnte die DAAD-Stiftung ihm einen 3-monatigen Forschungsaufenthalt in Schweden ermöglichen.

Von seinen akademischen Ergebnissen und kulturellen Erfahrungen in Stockholm erzählt Hendrick Reuper hier:

Forschungsarbeit

Das KI in Stockholm gilt als eine der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt und vereint 40% der schwedischen medizinischen Forschung an Hochschulen und Universitäten. Dies spiegelt sich auch im Alltag wider. So erstreckt sich das KI inklusive Universitätskrankenhaus über zwei Campus mit über 6000 Studierenden und über 5000 Beschäftigten. Im Oktober werden im Wallenberghörsaal die Preisträger des Nobelpreises für Medizin oder Physiologie bekanntgegeben und im Dezember findet, während der Nobelwoche, die Nobelvorlesung der Preisträger in der Aula Medica des KI statt. Vor allem, aber nicht ausschließlich, während dieser Zeit besteht durchaus die Möglichkeit, im Fahrstuhl einem Nobelpreisträger zu begegnen.

Anfang 2018 wurde das neue Biomedicum fertiggestellt, in das auch mein Gastinstitut umgezogen ist. Die offene Bauweise dieses Gebäudes mit vielen Konferenzräumen und modernster Ausstattung begünstigt den Austausch und die Diskussion von Ideen ungemein. Durch die hohe Zahl an hochkarätigen Wissenschaftlern und Spezialisten können viele Forschungsvorhaben direkt im Haus realisiert werden und es findet sich eigentlich immer jemand, der die neue Methode, die man beim nächsten Experiment einsetzen möchte, bereits angewendet hat. Auch die meisten Probleme lassen sich schnell durch die Expertise der Kollegen vor Ort lösen. Ich habe die Zeit am KI sehr genossen und werde hoffentlich auch in Zukunft von den Kontakten zu meinen neuen Kollegen und Freunden profitieren.

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Reuper Blick vom KI Biomedicum

Privat

Ausblick des Biomedicums im Karolinska Institutet (KI)
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Fachliche Ergebnisse

Mein Forschungsvorhaben befasste sich mit der Fragestellung, ob verschiedene Mitglieder einer pflanzlichen Proteinfamilie in der Lage sind, ein knock-out (KO) ihres humanen Homologes in einer menschlichen Zelllinie zu komplementieren. Die unterschiedlichen Mitglieder sind, wie ihre humanen Homologe, an der Bildung sogenannter Stress Granules (SGs) zur Abwehr einer viralen Infektion beteiligt. Werden die Gene, die im Menschen für die entsprechenden Proteine codieren, ausgeschaltet, so können keine SGs mehr gebildet werden. Ziel meines Aufenthaltes am KI war es, die pflanzlichen Proteine zu identifizieren, mit deren Hilfe humane KO-Zellen wieder Stress Granules bilden können.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase und einigen kleineren Startschwierigkeiten konnte ich im McInerney-Lab einige interessante Ergebnisse generieren. So sind drei der sieben getesteten pflanzlichen Proteine in der Lage, die Aufgabe ihres menschlichen Gegenstückes zumindest teilweise zu übernehmen. Dies lässt auf einen stark konservierten Mechanismus schließen, der evolutionär extrem wichtig erscheint. Mein Forschungsaufenthalt kann somit als erfolgreich angesehen werden. Aufgrund der interessanten Ergebnisse wurden bereits weitere Kooperationen mit dem McInerneyLab geplant, um zu untersuchen, welche Eigenschaften der pflanzlichen Proteine für eine Komplementierung entscheidend sind und wo deren Grenzen liegen.

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Reuper Labor 2

Privat
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Land und Leute

Während meiner drei Monate in Stockholm hatte ich die Gelegenheit, die schwedische Lebensweise aus einem weiteren Blickwinkel kennenzulernen. Nach mehreren Sommerurlauben bei Freunden in einem sehr kleinen südschwedischen Dorf, das ein bisschen an die Dörfer aus Astrid Lindgrens Erzählungen erinnert, und einem vorhergehenden drei-monatigen Forschungsaufenthalt in der nordschwedischen Stadt Umeå bot Stockholm ganz neue Eindrücke. Das Leben hier ist deutlich hektischer als ich es von Schweden gewohnt war, aber immer noch entspannter als in anderen Großstädten. Grundsätzlich hatte ich den Eindruck, als wären die meisten Menschen etwas entspannter und sorgloser als in Deutschland. Auch der allgemeine Umgangston erschien mir freundlicher.

Im Großen und Ganzen unterschied sich mein Alltag in Stockholm allerdings nicht sehr stark von dem in Deutschland. Da das Leben in Schweden im Allgemeinen und Stockholm im Besonderen deutlich teurer ist als in Deutschland, leben viele Menschen in den Vororten und pendeln täglich in die Stadt. Daraus resultierend hat Stockholm eines der besten ÖPNV-Netze, das ich bisher kennenlernen durfte. Selbst zur Hauptverkehrszeit kam es nur selten zu Staus. Ich selbst hatte eine kleine Wohnung auf der Insel Lidingö und dadurch einen Arbeitsweg von einer Stunde. Allerdings konnte ich so jeden Tag den Blick aus der Tram aufs Meer und die großen Fähren nach Helsinki und Tallinn genießen.

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Reuper Reihe

Privat
Blick auf die Innenstadt Stockholms (links) und das leere Biomedidum (rechts)
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Freizeit

Als größte Stadt Skandinaviens und Hauptstadt Schwedens bietet Stockholm ein vielfältiges kulturelles Angebot für jeden Geschmack. Besonders erwähnenswert sind hier vor allem die vielen Museen, die sich mit jedem denkbaren Thema beschäftigen. Besonders beeindruckend fand ich das Vasa-Museum, in dem ein vollständiges Schiff aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt ist, welches während der Jungfernfahrt einige Minuten nach dem Ablegen gesunken ist und erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geborgen wurde. Das Schiff ist erstaunlich gut erhalten und das Museum befasst sich nicht nur mit dem Schiff an sich, sondern auch mit den Menschen, die mit ihm untergegangen sind. So konnte durch die Analyse der gefundenen Skelette erstaunlich viel über die Lebensumstände der Menschen herausgefunden werden. Auch das Freilichtmuseum Skansen, wie das Vasa-Museum auf der Halbinsel Djurgården gelegen, ist einen Besuch wert.

Weitere Tipps sind das Nobel-Museum und die Livrustkammaren auf Gamla Stan, der Freizeitpark Gröna Lund und ein Spaziergang am Strandvägen, der teuersten Straße Stockholms. Vor allem im Sommer laden das Stockholmer Umland und das Archipelago mit über 30.000 Inseln, Schären und Felsen zu kürzeren oder längeren Wanderungen und Spaziergängen ein. Viele Ausflugsziele sind mit dem Stockholmer ÖPNV-Netz zu erreichen. Auch ein Wochenendausflug in den Norden Schwedens ist im Sommer oder Winter zu empfehlen. Innerhalb kürzester Zeit ist man in Umeå oder sogar am Polarkreis und kann somit die Mitternachtssonne oder, mit etwas Glück, Nordlichter beobachten.

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Danksagung

Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Prof. Dr. Bingel Stiftung und der DAAD-Stiftung für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die finanzielle Unterstützung bedanken. Besonderer Dank gilt hierbei Frau Stefanie Lohmann, Frau Heike Schreitz und Frau Rita Hartmann. Des Weiteren bedanke ich mich bei Dr. Gerry McInerney, Dr. Marc Panas, Dr. Leo Hanke, Ainhoa Moliner Morro, Benjamin Götte und Lifeng Liu für die hervorragende Unterstützung vor Ort und die schöne Zeit am KI. Außerdem möchte ich hier Dr. Björn Krenz, Prof. Jörg Overmann und Prof. Robert Hänsch für die Hilfe bei der Organisation und die positiven Gutachten meinen Dank aussprechen.


Stand: Frühjahr 2019. Die englische Version ist das Original.