Christina Stengl

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Christina Stengl vor dem Children's Cancer Research Institut, an dem sie ihr Praktikum absolvierte

 

"Für mich war es von besonderer Bedeutung, dass ich die Möglichkeit hatte, eine solche Erfahrung, wissenschaftlicher und sozialer Art, in einem fremden Land zu machen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der DAAD-Stiftung und Herrn Dr. Knapp als Spender für die großartige Chance und sehr gute Unterstützung, die mir diese Erfahrungen ermöglichten."

 

Christina Stengl kommt aus Deutschland. Sie hat dank der Unterstützung von Dr. Wolfgang Knapp und der DAAD-Stiftung im Rahmen eines Stipendiums ein Praktikum in den USA absolvieren können.

Hier schildert sie ihre Eindrücke:

San Antonio, im Herzen von Texas. Eine Stadt, die mir nicht nur kulturelle Möglichkeiten und Erfahrungen lieferte, sondern vor allem auch einen Praktikumsplatz im Children’s Cancer Research Institut bot. Das Forschungsthema hierbei: Glioblastoma (A.d.R.: ein sehr bösartiger Hirntumor), wobei ich mich mit dem neu entdeckten RNA-Bindeprotein SERBP1 beschäftigt habe. Mit der Annahme, dass SERBP1 direkt oder indirekt mit mTOR (A.dR.: mTOR ist der Name des in allen Säugetieren vorkommenden Proteins, an welches das Immunsuppressivum Rapamycin indirekt bindet.) interagiert, sollte mit molekularbiologischen Methoden herausgefunden werden, welchen Effekt mTOR Inhibitoren auf die SERBP1 Konzentration in Glioblastoma Zelllinien haben und ob somit der SERBP1 Gehalt einer Zelle den Therapieeffekt beeinflussen kann. Doch mein Leben in den USA ging weit über diese Forschung hinaus. Kulturelle und traditionelle Besonderheiten dieses Landes konnte ich auch genießen und ein Leben auf einem anderen Kontinent in mich aufsaugen.

Schon früh habe ich mich für das Praktikum Rise weltweit Programms beim DAAD e.V. beworben. Hierbei konnte ich mich für drei Programme entscheiden, wobei ich weniger auf die möglichen Orte, sondern viel mehr auf die angebotenen Forschungsbereiche geachtet habe, sodass ich am Ende über die ganze Welt verteilt mögliche Stellen gefunden hatte. Von Australien über England bis nach Amerika hatten sich meine Interessen verteilt. Für letzteres habe ich dann im Februar die Zusage für ein Praktikum bekommen und wurde dafür sogar durch das Knapp Stipendium der DAAD-Stiftung gefördert. Dann hieß es, ersten Kontakt mit dem Betreuer im fremden Land aufzunehmen. Das lief super flüssig und wir haben uns direkt in guter amerikanischer Manier gedutzt.

Was dann kam, hatte ich bisher nur aus Geschichten von Freunden gehört. Der Papierkram. Für den Aufenthalt in den USA, benötigt man ein J1 Visa. Dafür sind viele Formulare notwendig. Glücklicherweise haben mir mein Betreuer vor Ort als auch seine Sekretärin kräftig unter die Arme gegriffen, um das unbedingt benötigte DS2019 Formular zu erhalten. Um dieses Dokument zu bekommen, muss man alle auf der Website der amerikanischen Botschaft aufgelisteten Dokumente beschaffen. Reger Email Kontakt mit der amerikanischen Uni hat mir dabei sehr geholfen. Nachdem ich dann nach einiger Zeit das DS-2019 Dokument in den Händen hielt, musste ich noch die SEVIS-Gebühr bezahlen und einen Termin beim amerikanischen Konsulat in Frankfurt machen. Das wiederum hat nicht lange gedauert und ich konnte frei einen angebotenen Termin wählen. Auch musste ich nicht lange im Konsulat warten. Nach einer halben Stunde waren dann alle Formalitäten erledigt. Den Reisepass mit dem eingeklebten Visum habe ich eine Woche später per Post zugestellt bekommen.

Schon vor der Visumszusage buchte ich den Flug in die USA, da diese immer teurer wurden. Wider Erwarten fand ich im Reisebüro einen relativ günstigen Flug, den ich dann auch direkt nahm. Zusätzlich habe ich bereits vor meinem Abflug weitere Flüge im Inland gebucht. Ich bin beispielsweise an einem Wochenende nach Los Angeles und an einem anderen Wochenende nach Oklahoma City geflogen, um meine Freizeit zum Sammeln weiterer Eindrücke in diesem großen Land zu nutzen.

Stengl Skyline

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Mit meiner Wohnung hatte ich sehr viel Glück. Da mein Betreuer ein Ehepaar kennt, welches Zimmer vermietet, hatte ich die Möglichkeit, dort zu wohnen. Dabei hatte ich mein eigenes Badezimmer und habe mir Küche und Wohnzimmer mit meinen sehr netten Gasteltern geteilt. Zeitweise war noch ein weiterer Raum an andere Mitbewohner vermietet und drei Hunde waren auch noch mit von der Partie. Zu meinem brasilianischen Zimmernachbarn habe ich bis heute noch Kontakt.

San Antonio ist eine typisch texanisch – amerikanische Stadt und damit waren die kulturellen Gegebenheiten äußerst vielfältig. Süßes amerikanisches Essen trifft auf die scharfe mexikanische Küche und auf Schildern steht alles immer auf Englisch und Spanisch. Was jedoch überall gleich ist, ist die hügelige Landschaft und die schwüle Luft. Ein Grund, der diese Stadt für Fußgänger und Radfahrer ungeeignet macht. Bürgersteige hören aus dem Nichts auf und die Entfernungen innerhalb der Stadt sind sehr groß, weshalb so gut wie jeder Einwohner ein Auto besitzt. Da sich eine solche Anschaffung für drei Monate aber nicht lohnt, habe ich mich dazu entschieden, bei Walmart günstig ein Fahrrad zu kaufen, um damit jeden Tag zur Uni zu fahren. Zum Glück habe ich viele nette Leute kennengelernt, die mich mit ihrem Wagen gerne mit zum Einkaufen genommen und mir auch sonst San Antonio gezeigt haben. Ich bin einmal mit dem Bus gefahren, um nach Downtown zu kommen. Leider ist die Infrastruktur öffentlicher Verkehrsmittel betreffend sehr schlecht. Nur wenige Orte sind erreichbar und Strecken, die man mit dem Auto in 20 min bewältigt, können mit dem Bus bis zu 1 h 30 min dauern.

Stengl Baumhaus

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Das Wetter in San Antonio im Sommer ist schwül und sehr heiß (bis zu 40°C). Vor allem die Monate Juli und August waren für mich daher sehr anstrengend und ich war froh, dass in jedem Gebäude eine Klimaanlage eingebaut war. Das machte die Arbeit im Labor und das Leben zu Hause erträglich. Im September fing dann etwas verfrüht eine kleine Regenzeit an.

Das Essen war süß und fettig. Dabei habe ich vor allem das echte deutsche Brot mit harter Kruste und gesunden Kernen vermisst. Ich habe versucht, so viel wie möglich Obst und Gemüse zu kaufen, was auch nicht all zu teuer war. Fertigwaren und Fleisch waren dagegen ziemlich überteuert. Zudem bin ich auch öfters in Restaurants gegangen, was für Amerika ziemlich typisch ist. Dabei muss man jedoch aufpassen, wenn man denkt, der Preis auf der Karte ist ja gar nicht so teuer, denn es kommen noch Steuern und meist 15-20% Trinkgeld dazu.

Stengl Steg

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Da mich auch interessiert hat, wie es außerhalb San Antonios aussieht, habe ich am Wochenende viele Kurztrips und anderes unternommen. In den ersten Wochen war das etwas schwierig, weil man nur wenig Leute kannte, aber mit der Zeit wurde es einfacher. So habe ich den Zoo und das Aquarium in San Antonio mit einem Arbeitskollegen besucht, einen Essensmarkt mit verschiedenen mexikanischen Köstlichkeiten gesehen und die Shopping Malls unsicher gemacht. Zudem habe ich die beiden ehemals deutschen Städte Fredricksburg und New Braunfels besucht, die anders als San Antonio etwas kleiner sind. Außerdem gab es dort auch annäherungsweise deutsche Backwaren wie Streusel und Berliner. Meine größten Reisen gingen nach Los Angeles und Oklahoma, sowie Corpus Christi und Houston. Diese Städte unterschieden sich beträchtlich von meiner Gaststadt. In L.A. waren die Entfernungen beispielsweise nicht mehr so weit und es gab tatsächlich Fußgänger. Außerdem stand architektonisch alles dicht an dicht und der Himmel war vor lauter Hochhäusern nicht mehr erkennbar. Während ich in San Antonio aber nicht so viele Unterschiede innerhalb der gesellschaftlichen Schichten gesehen habe, konnte man in L.A. teilweise deutlich arm von reich trennen. Natürlich habe ich neben den großartigen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, und den vielen netten Leuten, die ich kennenlernen konnte auch alles mit der Kamera festgehalten.

Für mich war es von besonderer Bedeutung, dass ich die Möglichkeit hatte, eine solche Erfahrung, wissenschaftlicher und sozialer Art, in einem fremden Land zu machen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der DAAD-Stiftung und Herrn Dr. Knapp als Spender für die großartige Chance und sehr gute Unterstützung, die mir diese Erfahrungen ermöglichten.

 

 

Stand: Herbst 2018. Die deutsche Version ist das Original.